Meine Kindheit

Mein Leben ist ein ständiges bergauf und bergab. Begonnen hat alles in einer kleinen Stadt in der Steiermark. Meine Kindheit verbrachte ich in Oberösterreich und die Urlaube des Öfteren bei meinen Großeltern, die mit meinen Geschwistern und mir im Sommer an den Neusiedlersee fuhren. Diese Urlaube waren die schönsten für mich, da ich sie mit meinen Großeltern verbringen konnte. Bereits im Kindergartenalter findet man schon Hinweise auf meine Transsexualität, da ich hier gerne Mädels zu meinen Geburtstagsfeiern einlud und nur, weil meine Mutter darauf bestand auch ein paar Burschen.

Mobbing und Depressionen

Dieser Trend hat sich genauso bis zu Mittelschule durchgezogen. Ich war immer der Stille, der auch auf Mädels Geburtstagsfeiern ging. Die Mittelschulzeit war der Horror, da ich da zum Ersten Mal mit Mobbing in Berührung kam, dass sich bis zur Matura durchzog. Alles fing mit meinen Noten an. Das ging mir sehr nah und es ging weiter mit meinem Nachnamen etc. In der HTL wurde es so schlimm, dass ich depressiv wurde und mich am liebsten umgebracht hätte. Diese Episoden waren nur schwer zu ertragen und wurden immer wieder von normalen Phasen abgelöst, wobei das Kippen in sehr kurzen Zeitabständen ging. Trotz dieser Herausforderung konnte ich die HTL mit der Matura abschließen.

In dieser Zeit probierte ich zum Ersten Mal Kleider an, was mir sehr gut gefiel und ich habe mich immer wieder gefragt, wie es wohl als Frau sein würde. Da ich, aber mit meinen Depressionen so stark zu kämpfen hatte, habe ich das Thema hintenangestellt. Seit der HTL Zeit war ich darüber hinaus computerspielsüchtig, wobei ich es so weit kontrollieren konnte, dass ich noch produktiv sein konnte bzw. lernen konnte. Im Studium wurden die depressiven Phasen nochmals stärker durch den Prüfungsdruck in dieser Zeit, stieg die Selbstmordwahrscheinlichkeit stark an trotz Therapie. Ich habe dann meine Gefühle über das Gewicht kontrolliert und habe einfach nichts mehr gegessen. Nach dem Studium begann ich zu arbeiten.

Therapie – es bewegt sich was

Eine Therapie startete ich nach dem Tod meines Opas und der Trennung meiner Partnerin. Hierbei wurde irgendwann klar, dass ich einen starken weiblichen Anteil in mir habe bzw. später das ich transsexuell bin. Mir wurde schnell klar, dass ich es meiner Familie, Freunden und Bekannten sagen muss. Angefangen habe ich dabei mit meiner Schwester, da ich glaubte, dass sie es am besten aufnehmen würde. Sie nahm es auch sehr locker, was mir den Mut gab es auch meinen Eltern zu sagen. Meine Eltern taten sich am Anfang etwas schwer, aber als sie es akzeptierten, haben sie mich tatkräftig unterstützt. Leider verlor ich einige Bekanntschaften aus z.B. religiösen Gründen. Ansonsten wurde es sehr gut aufgefasst. Kurze Zeit nach meinem Outing ging es meiner Mutter schlechter (Krebs) und verstarb einige Zeit später. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich meine Arbeit bereits aufgegeben, und ein neues Studium begonnen, da ich durch die Mehrfachbelastung fast ausgebrannt bin und ich Zeit für mich brauchte. Am liebsten hätte ich mit meiner Mutter am Sterbebett getauscht und ich wäre anstatt ihrer gerne gestorben, da ich so traurig war, dass sie nun gehen wird.

Mein neues Leben

Kurz nachdem Tod meiner Mutter habe ich mein Outing vor den Studienkolleginnen gehabt, die es super aufgenommen haben. Es fiel mir ein großer Stein vom Herzen. Da es mir noch immer extrem schlecht ging, kam ich zu dem Schluss, dass ich ins Krankenhaus gehen muss. Das war wie Urlaub für meine Seele. Im Endeffekt war es wie eine Auszeit für mich, was sehr wichtig war. Dort wurde „nur“ Depression und maladaptive Tagträume diagnostiziert, dass heute ein Bipolare Störung ist.

Corona war für mich wie ein Glücksfall, da ich Maske tragen durfte ohne, dass jemand blöd schaut. Es kommt glaub ich nicht gut an, wenn man als Frau mit Männerbart herumläuft. Der Männerbart wurde mittels Laser/Nadelepilation dann entfernt, aber das dauert Monate. Letztes Jahr zu Weihnachten bekam ich das persönlichste Geschenk von meiner Kosmetikerin, da ich ihr erzählt habe, dass ich von einem Prof. als rosarotes Einhorn bezeichnet wurde, schenkte sie mir kurzerhand ein rosarotes Einhorn. 😊 Seitdem muss es überall hin mit also zur Therapie zur Haarentfernung etc. Für mich ist das rosarote Einhorn extrem wichtig geworden, da es die Nähe zu anderen Menschen in der Pandemie für mich bis zu einem gewissen Punkt ersetzt.

Heute geht es mir trotzt Bipolarität viel besser als Frau anstatt als Mann. Auch wenn der Weg steinig, kostenintensiv und von so manchem nicht verstanden wird, kann ich nur jedem/n empfehlen lebt euer Leben, denn ihr habt nur eines. Ich habe meinen Weg zur Frau nie bereut, aber immer wieder hinterfragt und das ist glaub ich wichtig, sich sicher zu sein, dass es der richtige Weg ist.

Liebe Grüße

Mathilda